7
Feb
2006

So eine nette Frau

"So eine nette Frau wie Sie ... ??? "
Der Augenarzt konnte sich gar nicht wieder einkriegen,
daß "so eine nette Frau wie ich" schlimme Angstzustände hat.
Und das ich welche habe, hat in der Arzt-Praxis gestern wohl jeder mitgekriegt.
Zum Arzt - für mich eine meiner schlimmsten Ängste.
Aber die hartnäckige Erkältung ist mir nun auch noch auf die Augen geschlagen,
Bakterien im Tränenkanal, ich musste zum Arzt!

Vermeidungsverhalten einer Angstkranken:
Karte rauslegen lassen, fragen, wie lange es wohl noch dauert und dann draussen warten.
Bloss nicht in das überfüllte Wartezimmer.
Zurück in die Praxis, nochmal fragen,wie lange es noch dauert.
"Setzen Sie sich noch einen Moment"
Oh nein, jetzt gehts los, meine Körperfunktionen engleisen mir:
Schwindel, Herzrasen, Zittern, Hyperventilation.
Eine Anspannung, die sich durch Weinen abbaut. Man kann es nicht unterdrücken.
Wie peinlich. Alle bekommen es mit.
Aber ich bin ehrlich. Erzähle der Sprechstundenhilfe von meiner Angst.
Glück gehabt, sie ist sehr nett, sehr besorgt, ich darf sofort ins Sprechzimmer und komme dran.
Wie peinlich, das Wartezimmer ist voll mit alten Menschen, die auch schon lange warten.

Der Arzt hat meine Angstzustände auch mitbekommen und kann es nicht fassen:
"So eine nette Frau wie sie"

Ja, gerade so eine nette Frau wie ich. A***löcher bekommen keine Angstzustände.

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wasserfrau - 7. Feb, 21:14

Stimmt. Ich habe auch sc***ß-Angst vor Ärzten. Im Ernst.

Lange-Weile - 7. Feb, 21:40

Wesens-Eigen

Hallo Angshase,

mir ist deine Angst bekannt - ich litt Jahre darunter. Ich kenne die Überfälle der Angst, ich mußte Räume oder Züge verlassen um nicht von ihr überwältigt zu werden. So stieg ich z.B. irgendeiner Dorfstation aus und mußte warten, bis der Angstgriff wieder freigab.
Das liegt jetzt schon ein paar Jahre hinter mir und noch heut denke ich mit Grauen daran zurück.

Aber die Angst löst sich eines Tages dann auch auf - in nichts - in eine Seifenblase.

Bei mir war sie das Ergebnis eines inneren Konfliktes, der mit nicht bewußt war. Ich wußte damals nicht, dass ich in Wirklichkeit ein ganz anderer Mensch war, als der, den ich vorgab. Der nach außen wirkenden Mensch wurde mir anerzogen und das funktionierte dann auch eine Weile.

Aber mein Inneres lies mir dann irgendwann keine Ruhe mehr und das war ja auch kein Wunder. Es (mein wahres Wesen) hatte einfach nur Angst vor dem Untergang und diese Angst spürte ich. Und es dauerte eine geraume Zeit, bis ich mein wahres Wesen erkannte und dann machte es mir Schwierigkeiten, mein wahres Wesen auch anzunehmen.

Ich war noch sehr stark an den vorgegebenen Klischees verhaftet. Und hier und da mußte ich mir auch eingestehen, das ich auch mal ein Arschloch war oder einandermal die Eifersucht oder der Neid mich fast auffraß.

In der Bilanz war es ein Umbau meiner Selbst und am Ende stand alles an seinem Platz.

Das Hauptproblem des Umbaus jedoch bestand darin, die negativen Eigenschaften von mir ebenso anzunehmen, wie die Positiven, denn die negativen verlangen immer nach mehr Beachtung.

Hast du es schon mal mit einer Familienaufstellung versucht? Diese Methode nach Hellinger ist umstritten, hat aber schon sehr vielen Menschen Klarheit über sich selbst gebracht.

Ach noch etwas - warte nicht zu lange mit einer Hilfe von außen. Geräts du erst in eine echte und tiefe Depression, dann kann das "lebensgefährlich" werden. Und auch hier denke ich an persönliche Erfahrungen zurück.

LaWe

wasserfrau - 8. Feb, 10:31

Hi LaWe, WIE hast du es denn "geschafft" zu finden und umzubauen? "Geschafft" natürlich so gemeint, dass dieser Prozess ja nie abgeschlossen iat, aber offensichtlich ist es dir doch gelungen, vieles zu heilen!
Ich persönlich bin auch eher Herrn Hellinger abgeneigt, habe schon vieles gehört, was ich eher schädlich fand. Aber es gibt ja auch Familienaufstellungen ohne den Hokuspokus.
Angsthase - 8. Feb, 15:41

Eine Therapeutin hat mich drauf gebracht, dass meine Angst und Depressionen auch daher kommen, dass ich jahrelang nicht ich selbst war. Ich habe immer einem Bild entsprochen, weil ich dachte, ich MUSS diesem Bild entsprechen, um gemocht zu werden.
Und ich wollte gemocht werden, mit Ablehung kam und komme ich nicht klar.

Da bin ich also, aber mein wahres Wesen habe ich wie Du noch nicht erkannt.
Ich weiß nicht, was ich will, was ich mag, was mir Spaß macht.
Ich habe nie gelernt, auf meine Innere Stimme zu hören. Habe ich überhaupt eine?
Wie kann ich ohne dieses Wissen "gesund" werden? Mich "umbauen", so wie Du?

Ich würde gerne wissen, wie Du es geschafft hast, Dein wahres Wesen zu erkennen
und Dich "umzubauen"?

Von Hellinger habe ich schon gehört, viele kontroverse Meinungen!
Lange-Weile - 8. Feb, 20:25

Aussöhnung

Familienaufstellung nach Hellinger - Qualität und Realtitätssinn die damit verbunden sind, sind immer abhängig von den Seminarleitern. Manche habenein unzur eichendes Tiefenverständnis und was noch schlimmer ist, sie bringen zu viel Ego mit hinein.

Die Methoden sind sehr unterschiedlich, nach denen gearbeitet wird.

Umstritten ist bei Hellinger auch das Rollenverständins zwischen den Generationen.

Hellinger besteht auf die volle Akzeptanz der Vorfahren, d.h. kein Überbau durch das Kind über die Eltern. Als "Überbau"sind sie losgelöst und freischwebend, haben sich sozusagen aus den klassischen Familienbanden herausgelöst. Hellinger verlangt aber nicht nach einer Unterwerfung der enttäuschten Kinder unter ihren Eltern, sondern er filtert die Probleme der Eltern heraus, die sie im Umgang mit sich und den Kindern hatten. Der Nächste Schritt der Aufstellung ist das Verständnis der Kinder, dass die Eltern letztendlich auch nur hilflose und schwache Menschen sind, wenn es um unlösbare Probleme oder ein "unstillbares" Verlangen ihrer Kinder geht. Verständnis führt zu einer Aussöhnung und Aussöhnung führt wieder zu einer Annäherung der FamilienMitglieder.

Ich sah einige Familienaufstellung und erlebte, das sehr viele Eltern hilflose Wesen waren. Insbesondere die Väter, weil sie zum Teil, wie es jetzt häufig der Fall ist, nur von den Müttern erzogen wurden. Sehr viele der Vaterlosen Söhne können keine Verantwortung für eigene Kinder übernehmen - dafür fehlt ihnen die Kraft und enttäuschten dann wieder ihre Nachkommen und damit beginnt der Kreislauf für die nächste losgelöste Generation von vorn.

Mit der Erfahrung einer Familienaufstellung entschärfen sich die Fronten zwischen den Menschen und sie gehen verständnisvoller miteinander um.
Lange-Weile - 8. Feb, 21:05

Aderlaß und Neugier

"Mach die Tür zu deiner Angst auf und du bist dir deiner Angst gewiß" so heißt ein Zitat, d.h. die wahren Ängste aufspüren.

Wenn du schreibst , du dachtest, du mußtest dem Bild entsprechen, was man von dir erwartet, können sich dahinter Ängste unterschiedlichster Art verbergen. Die Angst vor Verlust oder Ablehnung oder vor dem Alleinsein.

Alle Bespiele wieder bein halten die Angst vor der Einsamkeit. Daraus entwickeln sich individuelle Verhaltensmechanismen.

Die Angst vor Verlust z.B. hält so manchen davon ab, sich auf eine heiße Liebe einzulassen Schon vor dem Aufflammen wird er an den Verlustschmerz denken und sich deshalb schon vorher aus dem Staub machen :-(.

Wie besiegt ich meine Angst? Ich ging einfach drauf los, auch auf das, was mir Angst machte und wartete ab, was mit mir geschah. Ich ging z.B. auf die Liebe los und wurde schwer verletzt, ich fühlte mich verletzt. Der Aufschrei und ein Orkan tobte in mir und wühlte auch alte Verletzungen, die ich in meinem Leben erfuhr,mit auf. Jetzt schmerzte es drei- oder vierfach und die Wunden "eiterten" so lange, bis sie rein waren, dann heilten sie ab und ich sah wieder klar. Auf diese Weise setzte ich mich mit meinen alten Wunden auseinander, indem ich sie unbewußt wieder aufriß und besiegte so die diffisen Ängste, die fast mein Leben beherrschten.

Dann sah ich wieder "klar" und erinnerte mich daran, dass ich ja auch mal jung und lustig war. Stürzte mich mit fast 50 Jahren in einen Kampfsportverein und trainierte mit 15-18 Jährigen gemeinsam. Eine neue Angst - die Fallschule - freier Fall - ich überwand mich und wuchs daran. Über die Arbeit mit meinem Körper während des Trainings lernte ich meinen Körper und meinen Geist erst kennen.

Sie Suche nach den Wesen - nach meinem Wesen ist noch lange nicht abgeschlossen.

Ich bleibe neugierig, neugierig auf mich selbst ;-).

Und ich glaube, das ist der Ausweg aus der Angst - einfach neugierig auf sich selbst sein - von sich selbst begeistern sein - und das alle wichtigste ist - sich selbst ohne wenn und aber zu lieben ;-)

Gruß LaWe
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