Einstieg in die Angst
Nach der OP die ersten zwei Tage schlapp und müde.
Bin fast nur am pennen.
Das passt mir überhaupt nicht, ich will doch schnell fit werden
und in mein neues, tolles Leben starten.
Ich raffe alle Schläuche und Behälter, die so an mir rumhängen, zusammen
und gehe auf dem Flur auf und ab. Training.
Schon nach wenigen Schritten puste ich, mir wird schwarz vor Augen, ich kann nicht mehr.
Ins Bett. Ich schlafe vor Erschöpfung sofort ein.
Ca. 4 Tage nach der OP fahre ich mit dem Aufzug ins Erdgeschoss zur Ambulanz,
Termine für den Verbandswechsel holen.
Ich stehe vor der Ambulanz-Tür und klingel, keiner kommt.
Ich bin am keuchen, es war anstrengend, hier runter zu kommen.
Mir wird wieder schwarz vor Augen, mein Herz rast, ich schwitze, zittere.
Anstatt bei der Amublanz Sturm zu klingeln oder die Tür einzutreten, renne ich weg.
Vollkommen irrational. Ich will auf mein Zimmer, in mein Bett.
Im Aufzug muss ich mich hinlegen, kann nicht mehr stehen.
Ich weiß nicht, was mit mir geschieht, sämtliche Körperfunktionen entgleisen mir.
Endlich auf Station kommen die Schwestern angerannt, Blutdruck messen, ins Bett hieven, Arzt holen.
Irgendwann kriege ich mich wieder ein.
Alle wundern sich, was das wohl war.
Ich auch.
Schieben es auf die Nachwirkungen der OP.
Ich auch.
Am nächsten Tag übe ich Treppen steigen. Wieder fängt mein Herz an zu rasen, mir wird schwarz
vor Augen, zittern, schwitzen, übel, weiche Knie - das volle Programm.
Das wird mir zu blöde. Jetzt bleibe ich im Bett, kein rumrennen mehr.
Ich will diese Zustände nicht mehr.
Aber Pech gehabt.
Selbst wenn ich friedlich im Bett liege und Fernsehen schaue, fängt plötzlich mein Herz an zu rasen,
sämtliche Körperfunktionen flippen aus.
Heftiges Klingeln nach der Schwester, aber die ist vollkommen hilflos.
Der Arzt ist ratlos.
Nachwirkungen der OP heisst es noch immer.
Während des restlichen Aufenthalts in der Klinik, 10 Tage, verlasse ich kaum mein Zimmer.
Ich befürchte, wieder diese seltsamen "Zustände" zu bekommen, wenn ich mich anstrenge.
Und ich bekomme sie, auch ohne Anstrengung, im Bett, im Zimmer, einfach so.
Bei meiner Entlassung fährt mich meine Schwester mit einem Rollstuhl bis vor die Tür.
Gehen mag ich nicht, aus Angst vor den "Zuständen"
Inzwischen bin ich in ständiger Erwartung vor diesen "Zuständen".
Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein.
Hier wird alles besser werden, bestimmt.
Keine "Zustände" mehr, bitte nicht.
Warum hat Dir das Krankenhauspersonal bloß keinen Psychologen geschickt... die sehen auch nur den Körper, was? Unsere Erfahrungen weisen ja irgendwie manchmal Ähnlichkeiten auf...
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