12
Feb
2006

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Welche Frau wünscht sich nicht einen Mann ihrer Seite, auf den man sich verlassen kann,
der einen unterstützt, für einen da ist.
Ich wünsche mir das - aber die Wirklichkeit sieht anders aus.

Wirklichkeit: ich sitze auf dem Sofa und weine - er stiefel mehrmals ignorant an mir vorbei.
Wunsch: er setzt sich neben mich, nimmt mich in den Arm, fragt, was los ist und tröstet mich.

Wirklichkeit: mit schlimmer Migräne liege ich den ganzen Tag im Bett - er schaut nicht einmal bei mir rein.
Wunsch: er setzt sich auf meine Bettkante, fragt, ob ich was brauche.

Wirklichkeit: seit 1 1/2 gehts mir immer schlechter, gehe nicht mehr aus dem Haus, kann kaum noch den Haushalt erledigen, verkrümel mich nur noch in mein Zimmer. Er - nimmt's einfach so hin.
Wunsch: er spricht mich an, fragt, was ist, schlägt mir vor, mich zum Arzt zu begleiten, weil er möchte, das es mir besser geht.

Mir ist klar, das Männer nicht erraten können, was man sich von ihnen wünscht.
Also habe ich ihm schon öfters gesagt, das ich mir Wünsche, in den Arm genommen zu werden,
getröstet zu werden - und zwar ohne das ich sage: "Ähm, ich sitze hier weinend und bin völlig
aufgelöst, kannst Du mich mal eben trösten".

Das muss ein Mensch doch so erkennen. Ist trösten nicht ein natürlicher Instinkt?
Wer schaut zu, wie sein Ehepartner immer weiter abbaut, wie es ihm immer schlechter geht?
Wenn man einen Menschen liebt, schreitet man doch ein, redet mit ihm, überredet ihn,
zur Arzt zu gehen oder wenn es ganz schlimm ist, ruft einfach einen Arzt an.

Auf einer Klippe hätte ich Angst, das mein Mann mich nicht abhalten würde, zu springen.
Und das macht mir zu schaffen, das ich in meinem Mann keine noch so kleine Stütze habe.

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PeZwo - 12. Feb, 14:34

Ich weiß natürlich nicht, warum dein Mann sich anders verhält, als wie du dir es wünscht. Da gibt es viele Möglichkeiten.

Vielleicht kann er nicht verstehen, was sich in dir abspielt, vielleicht ist er hilflos? Vielleicht versuchte er es auf seine Weise, kann aber mit der Situation nicht umgehen, macht das Falsche, ist entmutigt? Wenn dies schon seit 1 1/2 Jahren dauert, müsste er logischerweise auch mittlerweile ziemlich emotional belastet sein und reagiert möglicherweise damit mit Abschottung, welche nach außen hin wie Desinteresse aussieht?

Wie gesagt, viele Möglichkeiten. Ich habe - no na - natürlich nicht die geringste Ahnung.

Nur, vergiß nicht, er ist dein Partner, dein Mann. Nicht dein Arzt. Depressionen sind eine Krankheit. Wenn man sich einen Fuß brichst, verlangt man auch nicht vom Partner, dass er den Fuß einrichten und eingipsen kann. Letztlich mußt du dich für Hilfe an dafür ausgebildete Menschen wenden. Die haben gelernt, damit umzugehen und sind als "Fremde" auch nicht emotional behaftet. Ein Partner kann so eine Hilfe maximal unterstützen und mittragen, aber er ersetzt nicht den Doktor.
Warte nicht, bis jemand anderer die Verantwortung übernimmt und dich zu einem Arzt bringt. Mach es selbst. Auch wenn man verheiratet ist, die Endverantwortung für sich hat man immer selbst.

Ich hoffe nicht, dass du meine Worte als Kritik an dich empfindest. Mir sind solche Dinge aus meinem Umfeld von früher her nicht ganz unbekannt und ich weiß, dass es sehr schwer für dich ist...

kaiserwilhelm - 12. Feb, 14:42

jetzt kommt´s...

vielleicht isses auch der falsche Mann?

Ihr Diplom Psychologe/Psychiater/Seelenklempner/Briefkastentante/starkeSchulterzumausheulenanlehnenundwasSieauchimmerwollen,

Kaiser Wilhelm

PS.: wenn´s ganz schlimm kommt... "Selbstmord?", "Das ist natürlich eine Lösung." (aus dem "kleinen Arschloch", Titel des Bandes ist mir leider entfallen)
PeZwo - 12. Feb, 14:52

Sorry,

kaiserwilhelm, aber da geht es jemanden gar nicht gut. Ich halte dein zynisches Posting - insbesondere das P.S. - für reichlich geschmacklos...
kaiserwilhelm - 12. Feb, 15:01

also gut...

mag sein.
Aber in solchen Situationen kannst du dir nur selbst helfen, ansonsten gehst du unter, oder auch nicht wenn dir außenstehende helfen über Wasser zu bleiben.
Aber du kannst dir nicht immer helfen lassen.
Irgendwann mußt du delbst mit dir klar kommen, dabei hilft dir niemand.
Entweder sieht man das ein oder man läßt es.
mondkind (Gast) - 13. Feb, 17:56

ich kenne das.
die angst bestimmt dein leben, dein handeln und dein sein.
und mir kommt auch dieser mann sehr bekannt vor......
ich weiss nicht, ob es die unzulänglichkeit ist oder mit der situation nicht klarkommen, überforderung. aber war er "vorher" anders. hat er dich auch in den arm genommen und getröstet? oder ist es dir nie aufgefallen. wie war er vor der "situation"?
wir sind nicht alleine, viele menschen haben diese krankheiten, vor allen dingen frauen, die perfektionisten.
kein mensch sieht mir an an was ich leide.
man fühlt sich unheilbar krank und allein.
du bist nicht allein. auch wenn andere/dein mann damit überfordert sind, er wird dich nicht vom kirchturm springen lassen sondern dich davon abhalten.
es gibt viele therapieansätze.
ich kenne familienaufstellung...
wenn du das in erwägung ziehst, brauchst währenddessen psych. betreuung, jemand der dann aber auch tag und nacht dir zur seite stehen kann. es kann sehr heftig sein.
vielleicht solltest du erst einmal eine sanftere methode ausprobieren.
hast du wut?
lass alles raus...
heul, schrei, tobe mach was du willst, nur lass es raus.
joggen ist eine gute methode gegen depressionen. nimm jemanden mit und fang ganz langsam an zu laufen. mach sport, ich weiss, die menschenmenge, fremde umgebung.....
hast du eine gute freundin? oder dein mann?
beweg dich, raus aus den vier wänden
auf die strasse, bewegung.............
du musst es ändern und du wirst es schaffen!
ich drücke dich ganz fest ungekannterweise!
Columbia - 12. Feb, 15:05

Hallo liebe Angsthäsin ;-)

Mir ist Dein Blog sehr vertraut. Ich kenne leider diese irrationalen Ängste und den Teufelskreis mit der Angst vor der Angst und das Vermeidungsverhalten nur zu gut :-( Aber um mich geht es jetzt nicht. Mir ist beim Lesen Deines Eintrages der Gedanke gekommen dass Dein Mann überfordert ist. Überfordert mit der Situation, er weiß nicht wie er sich verhalten soll. Er hat keine Ahnung. Und nicht alle haben den Instinkt zu trösten und zu helfen. Also macht er lieber nichts. Bevor er etwas falsch macht.

Vielleicht kannst Du all das was Du brauchst an Zuwendung einfach einfordern von ihm? Sage ihm genau was Du brauchst und warte nicht ob er vielleicht merkt was Du brauchen könntest...

Alles Liebe
Columbia

Columbia - 12. Feb, 15:08

@kaiserwilhelm

wenn du nicht helfen kannst, was ich verstehe, dann schreibe bitte nichts.

columbia
ChaosLady - 12. Feb, 18:50

sag es ihm

denn wenn du nur darüber nachdenkst, kommst du nicht weiter. sprich mit ihm über deine empfindungen, nur so wirst du vielleicht auch erfahren, warum er so ist. manchmal sind sich männer über ihr verhalten gar nicht im klaren und dann umso erstaunter, wenn man ihnen sagt, was dieses verhalten auslöst!

Angsthase - 13. Feb, 10:10

Hilflosigkeit? Überforderung?

Als Grund für sein mangelndes Mitgefühl und der Unfähigkeit, mich mal in den Arm zu nehmen?
Ich weiß nicht?
Zu seinen Kindern ist er ja genauso. Und er war auch schon so, als ich noch gesund war.
Gesagt habe ich ihm schon oft, das ich mir wünsche, mal in den Arm genommen zu werden -
und zwar ohne, dass ich da drum bitte.

Ist trösten nicht ein natürlicher Instinkt? Auch bei Männern? So eiskalt kann doch keiner sein,
das er sein heulendes Kind (weil hingefallen) einfach liegen lässt? Oder seine Frau, die gerade
vom Tod eines Freundes erfahren hat und deswegen weinend auf dem Sofa sitzt.
Da kann er uns doch mal eben ein Taschentuch reichen und den Kopf tätscheln anstatt
ohne jede Regung weiter in die Glotze zu starren oder seinen sonstigen Beschäftigungen nachzugehen.

Egal.
Es ist nur schwer, sich daran zu gewöhnen, in einer Partnerschaft trotzdem allein zu sein.
Sturmkrähe - 13. Feb, 12:24

hm...

...vielleicht hat er das selbst nie kennengelernt - diesen Tröst-Instinkt?

Ich mußte auch erst lernen wie man zwischenmenschlich miteinander umgeht mit meinem ersten Freund, weil meine Mutter dass nie getan hat, sie hat mich fast nie in den Arm genommen, war einfach mal lieb zu mir geschweige denn mal getröstet...eher war das Gegenteil der Fall, ich war an allem selbst schuld und sie meinte ich müsste mit den Konsequenzen leben z.B. wenn ich gestürzt bin und mit blutenden Knie vor ihr stand...das hat mich geprägt und saß sehr tief in mir und es hat lange gedauert bis ich das los wurde...heute ist meine Mutter anders und ich auch...

Der Meine ist mit meinen Zwängen oft überfordert und hält sich lieber zurück als dass er etwas Falsches tut....das kann ich auch verstehen und akzeptiere es...ich denke bei Deinem Mann ist neben Unsicherheit vielleicht auch die mangelnde Selbsterfahrung von Trösten dabei...so wie es bei mir anfänglich war...ich habe gelernt wie schön es sein kann einfach nur in den Arm genommen zu werden, vielleicht muß er das auch lernen...

Und verlassen kannst Du Dich leider auf niemanden, es gibt keine Stützen im Leben außer die die Du Dir selbst gibst....

lg,
Sturmkrähe

wasserfrau (Gast) - 14. Feb, 19:31

Ich glaube, du merkst schon an den Kommentaren, dass auch hier alle hilflos werden...
Wieso eigentlich: Erst mal ist es okay: Du schreibst, was du dir wünschst - und wie es ist.
Was du dir wünschst, das bekommst du nicht. Punkt.
Und im nächsten Moment lösen deine Worte eben große Hilflosigkeit aus -
man spürt das Leid und die Verzweiflung und kann ja gar nichts tun.
Der, um den es geht, mit dem kann hier keiner reden, wir können nur mit dir reden.
Dein Mann kommt einigermaßen unsympathisch rüber - wer weiß, ob ich den gerne kennen lernen würde.
Deiner Beschreibung kann ich nur verschiedene Hypothesen folgen lassen, alles mit Vielleicht, ins Blaue hinein:
Hast du dir ein besonders kaltes und verpanzertes Geschöpf ausgesucht, um ausgerechnet von diesem Wärme zu wünschen? Willst du dass Liebe das Unmögliche wahr macht? Hast du es dir so schwer gemacht, um dir ein zu löffeln, dass du niemals nicht kriegst, was du brauchst? Selbstbestrafung? Gehst du in die Wüste, um dort zu beweisen, dass du niemals genug Wasser kriegst?
Oder doch anders, wie hier verschiedentlich vermutet - und wie ich es durchaus auch von "meinem" kenne:
Ist er zu hilflos, weiß er nicht, was er tun soll? (Bei seinen Kindern vielleicht auch?) Männer sind leider nicht in Sachen Fürsorglichkeit sozialisiert, viele nicht. Manchen wird es schummrig, wenn sie, in fortgeschrittenem Lebensalter, etwas tun und zeigen sollten, was sie nie getan haben. Häufig ist es in ihren Augen immer noch Sache der Frauen und Mütter, warmherzig zu sein. Was nicht heißt, dass es nicht auch Männer gibt, die warmherzig sein können bzw., dass nicht auch der deine manchmal Impulse dazu hat. Ist die Lage nicht bei euch völlig verstrickt? Du appelierst schon lange und intensiv, und wenn er es jetzt probierte, dann wäre es doch zuwenig, wie unter Zwang, quasi pantomimisch. Kann das in dieser Verstrickung noch authentisch und unverfälscht sein?
Ich kenne das Gefühl selber, das mich schon herzzerreißend schluchzen ließ: Würde ich fallen, er würde mich nicht auffangen. Würde ich am Boden liegen, er würde nichts tun. Mal abgesehen davon, dass es wahrscheinlich nicht stimmt: Ich weiß bei mir, dass es ganz viel tiefer liegt, von meiner Mutter kommt, die mich in für mich ausreichender Weise nicht zu trösten wusste. Hätte ich mich ausreichend gehalten gefühlt, als Kind, käme ich gar nicht auf Gedankenspiele , was jemand macht, wenn ich falle.
Als erwachsene Person baut man seine privaten Beziehungen nicht zentral um Situationen wie "Klippen springen". Schließlich ist es ein massives Gefahrenzeichen, dass du dir überlegst, von einer Klippe zu springen. Wenn du diese Gefahr bemerkst, bist du zu allererst aufgerufen, dich um dich zu kümmern, dir die Erlaubnis zu erteilen, dir die beste Mutter der Welt zu sein, die dich nicht springen lässt.
Wir alle haben irgendein verletztes Kind in uns. Vielleicht hast du dir jemand gesucht, der dem Kind noch mehr Verletzungen beifügt, weil du es so kennst. Vielleicht ist es sogar ein "Trick". Immerhin hält es dich von brutalerer Selbstverletzung ab, wenn du darauf vertraust, nicht geholfen zu bekommen. Denn andersherum: Auch wenn wir die großartigsten Menschen der Welt kennen und sie bei uns sind /wären, ob sie uns im Falle eines Falles retten könnten, das wissen wir nicht. Was nicht heißt, dass man die zweit-oder drittunsympathischsten erwählen muss, wenn es denn so ist.
Aber noch eins zum Schluss: Ich finde es sehr, sehr mutig, wie du dich hier offenbarst. Du setzt dich so manchem aus. Und du zeigst dich ganz unverfälscht.
Vielleicht, vielleicht, vielleicht, wenn du das mit uns übst, kannst du es irgendwann auch in Echtzeit und real life.

Angsthase (Gast) - 15. Feb, 10:36

Vielen Dank

für die vielen ausführlichen Kommentare. Da ist viel Wahres dran.
Es bringt mich zum Nachdenken und zeigt mir auch mal eine andere Sichtweise.
Ich bin immer sehr schnell eingefahren in meinen Gedanken und Urteilen und
gehe sehr oft einfach von mir aus.
Ich tröste, also muss er doch auch trösten.
Es ist gut, wenn ich auch mal auf andere Gedanken gebracht werde.
Hier habe ich kaum jemanden, mit dem ich sprechen kann.
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